30 Jahre Rauhreif – Grußworte zu unserem Jubiläum
30 Jahre Rauhreif – und es stellt sich heraus: Die Arbeit von Rauhreif ist so notwendig wie eh und je. Geändert hat sich aber zumindest bei vielen politischen Entscheidungsträgern das Bewusstsein für die Problematik der sexualisierten Gewalt. Dies hat sich zum Beispiel in einer deutlichen Erhöhung der jährlichen Fördergelder für Rauhreif durch den Landkreis Ansbach gezeigt.
Enttäuschend war von daher, dass das Staatliche Schulamt das unter der Federführung von Rauhreif laufende Projekt der Entwicklung eines Curriculums für die mittelfränkischen Grund- und Hauptschulen nicht weiter unterstützt. Die vielen Anfragen von Schulen nach unseren Präventionsangeboten zeigen, dass Bedarf vorhanden wäre.
30 Jahre Rauhreif – Anlass für einen Rückblick: Seit Oktober 2021 ist der aktuelle Vorstand nun tätig mit fast ausschließlich neuen Gesichtern, die aber zum großen Teil Rauhreif seit Jahren verbunden sind. Wir haben Rauhreif übernommen als eine Einrichtung, die sich professionell und mit großer fachlicher Kompetenz aufgestellt hat (erkennbar zum Beispiel an der Tatsache, dass wir im Jahr 2020 als einzige Beratungsstelle aus Bayern für das bundesweite Modellprojekt „Wir vor Ort“ ausgewählt worden sind). Und Rauhreif hat mit seinem Angebot nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal in Stadt und Landkreis Ansbach und darüber hinaus.
30 Jahre Rauhreif – wie geht es weiter? Natürlich wollen, ja müssen wir unsere Arbeit fortsetzen. Ob dies – vor allem im Bereich der Prävention – so gelingt, wie wir uns das wünschen, ist offen. An Zukunftsplänen und Motivation mangelt es nicht, aber auch nicht an Sorge wegen der finanziellen Belastung. Das jährliche Ringen um Fördergelder und Spenden kostet Kraft, die wir lieber für unsere eigentliche Arbeit einsetzen würden. Umso dankbarer sind wir für jede finanzielle Unterstützung.
Der Vorstand
Das Netzwerk des Vereins und der Beratungsstelle ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen.
Einige Menschen, die uns unterstützen und fördern begleiten uns schon seit vielen Jahren.
Unterschiedliche Menschen tragen mit unterschiedlichen Dingen dazu bei, die Arbeit der Beratungsstelle und somit die Unterstützung von Betroffenen von sexualisierter Gewalt, sowie unsere Präventionsarbeit in der Stadt und im Landkreis Ansbach zu erhalten und auszubauen.
Wir freuen uns über die Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit, die in den Grußworten zu unserem Jubiläum zum Ausdruck gebracht wird.
Auf dieser Seite lesen Sie Grußworte von:
- Dr. Jürgen Ludwig, Landrat Kreis Ansbach
- Thomas Deffner, Oberbürgermeister Stadt Ansbach
- Kriminaldirektor Dieter Hegewein, Leiter der KP1 Ansbach
- Luise Kinseher, Schauspielerin und Rauhreif Patin
Grußwort des Landrates
Seit Herbst 1993 gibt es die Beratungsstelle Rauhreif. Zum 30-jährigen Jubiläum gilt es danke zu sagen.
Sexualisierte Gewalt findet sich in allen Altersgruppen und allen sozialen Schichten der Gesellschaft. Betroffene Menschen leiden oft ihr Leben lang und brauchen jede Unterstützung der Gemeinschaft, um die Folgen zu überwinden. Es ist immer noch ein Tabuthema und viele Menschen reagieren mit Angst, Unsicherheit oder Abwehr darauf. Dies kann Betroffene zusätzlich belasten. Umso wichtiger ist es, dass Rauhreif e.V. als regionales Kompetenzzentrum nun schon lange für den Landkreis Ansbach wirkt. Die Arbeit von Rauhreif umfasst nicht nur die Hilfe für Betroffene von sexualisierter Gewalt, sondern auch vielfältige Beratung. Darüber hinaus wird umfangreich Aufklärung und Prävention geleistet, welche den besten Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt bieten. Für den Kinderschutz ist ein zentraler Punkt das Vorhandensein von fachlich geschulten Ansprechpartnerinnen und -partnern für Kindergarten und Schule. Hier leistet Rauhreif unverzichtbare und wertvolle Arbeit. Seit 2022 hat deshalb der Landkreis Ansbach die Fördersumme für Rauhreif deutlich erhöht, um vor allem die präventive Arbeit für Kinder und Jugendliche, aber auch die Versorgungsstrukturen für betroffene Menschen im Landkreis dauerhaft und nachhaltig zu sichern.
Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle steigt. Die Arbeit, die Rauhreif leistet, wird deshalb auch in Zukunft ein wichtiger Baustein sein – für den Kinderschutz im Landkreis Ansbach und für betroffene Menschen, um sie zu begleiten und zu unterstützen. Der Dank gilt allen Haupt- und Ehrenamtlichen im Verein, die sich für diese so wichtige Arbeit engagieren und damit die Basis des Vereins bilden und seinen Fortbestand garantieren.
Dr. Ludwig, Landrat
Grußwort des Oberbürgermeisters von Ansbach
Liebe Mitglieder,
Thomas Deffner, Oberbürgermeister Stadt Ansbach
Liebe Ansbacherinnen und Ansbacher,
in der Regel sind Jubiläen ein durchweg freudiges Ereignis. Das 30-jährige Bestehen des Rauhreif e.V. in Stadt und Landkreis Ansbach stimmt dagegen nachdenklich. Zunächst sind wir als Stadt und ich als Oberbürgermeister dankbar dafür, dass Betroffene sexualisierter Gewalt so kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort finden. Gleichzeitig ist es traurig, dass immer noch viele Menschen unter sexualisierter Gewalt leiden müssen. Weltweit geht man davon aus, dass etwa jede dritte Frau häusliche oder sexualisierte Gewalt erlebt. Zudem zählen auch zahlreiche Männer, Kinder und Jugendliche zu den Opfern. Gleichzeitig ist sexualisierte
Gewalt für viele Menschen noch immer ein Tabuthema. Schweigen hilft aber nur den Tätern, weshalb ich die Aufklärungs-, Präventions- und Beratungsarbeit von Rauhreif sehr schätze. Nur durch dieses so kontinuierliche Engagement können Tabus gebrochen werden.
Im Verein Rauhreif sieht die Stadt Ansbach einen verlässlichen Partner. Dabei zeigen die Mitglieder nicht nur stetiges Engagement, sondern passen sich auch an die aktuellen Herausforderungen an. So wurde beispielsweise das Selbsthilfeangebot
mit zwei Selbsthilfegruppen 2021 zum festen Bestandteil des Portfolios. Auch ist der Rauhreif e.V. Ansprechpartner für die unter anderem im Klinikum Ansbach mögliche „vertrauliche Spurensicherung“. Dabei werden Beweise gesichert die für mögliche
Anzeigen im Nachgang relevant sein könnten.
An Sie, liebe Mitglieder, spreche ich meinen herzlichen Dank für Ihre bisherige Arbeit aus. Durch die Verbreitung von Wissen und die konkrete Unterstützung konnten Sie in den vergangenen drei Jahrzehnten etlichen Menschen helfen.
Für Ihr zukünftiges Engagement wünsche ich Ihnen alles Gute.
Ihr
Grußwort der Kriminalpolizei Ansbach
Herzlichen Glückwunsch Rauhreif e.V. zum 30. Geburtstag
Wer jemals einem Menschen gegenüber saß, der Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist und der ihm über das Widerfahrene berichtet, kann eine Vorstellung davon entwickeln, welches Leid diesen Menschen damit angetan wird. Der Leidensprozess ist mit dem Übergriff eben noch lange
nicht beendet. Viele der Opfer, in aller Regel sind es Frauen, haben mit den psychischen Belastungen, die durch sexualisierte Gewaltstraftaten hervorgerufen werden, Jahre- oder ein Leben lang zu kämpfen.Die Kolleginnen und Kollegen im Kommissariat 1 der Kriminal-polizeiinspektion Ansbach, die für die Ermittlung und Verfolgung von Sexualstraftaten in Westmittelfranken und Altmühlfranken
zuständig sind, werden beinahe täglich mit den Taten und deren Folgen konfrontiert. So war es auch vor drei Jahrzehnten, als ein Missbrauchsskandal an Kindern die gesamte Region erschütterte.
Dies war der Auslöser für die Gründung des Vereins Rauhreif e.V.
Wir wissen als Kriminalpolizei die Opfer nach dem Abschluss der Beweissicherung und der Dokumentation des Geschilderten bei Rauhreif e.V. in guten, professionellen Händen. Zu Rauhreif
e.V. pflegen wir im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten einen vertrauensvollen Umgang.
Ich bin dankbar, dass am Standort Ansbach eine solche Einrichtung existiert und dort engagierte
Fachleute mit ausgewiesener Kompetenz arbeiten und ihre Hilfe anbieten. Das gibt uns und den
Menschen, denen wir zu ihrem Recht verhelfen wollen, ein gutes Gefühl.Dieter Hegwein
Auf mindestens weitere 30 Jahre unserer Zusammenarbeit, liebe Damen und Herren von Rauhreif e.V.
Kriminaldirektor, Leiter der KP1 Ansbach
Grußwort der Schauspielerin, Kabarettistin und Rauhreif Patin Luise Kinseher
Obwohl ich in München lebe, bin ich Mitglied bei Rauhreif e.V. in Ansbach!
Warum? Der Verein ist ein leuchtendes Beispiel für soziales Engagement in der Region. Menschen, die sexuelle Gewalt erleben, brauchen direkte Hilfe vor Ort! Der Zugang muss leicht und unkompliziert sein, „praktisch um die Ecke“, das Beratungsangebot muss professionell, effektiv und menschlich sein! Das und noch viel mehr bietet Rauhreif e.V.
Mein großes Kompliment gilt den InitiatorInnen, MitarbeiterInnen und UnterstützerInnen, vor allem dem Landkreis Ansbach und der Stadt Ansbach, die hier mustergültig für ganz Bayern wirken.
Lasst uns gemeinsam einstehen für ein friedliches Miteinander ohne sexuelle Gewalt oder sexuellen Missbrauch!
Luise Kinseher