Unsere Vision – ein Kompetenzzentrum zu Fragen bei sexualisierter Gewalt
Im November 2022 tagten Vorstand und Mitarbeiterteam in einem Klausurtag. Es wurden Schwächen, Stärken, Ressourcen und Ziele visualisiert.
Neben all den ganz offensichtlichen – vor allem finanziellen – Herausforderungen die uns beschäftigt haben, hatten wir Raum, unsere Zukunftsvision von Rauhreif e.V. zu beschreiben.
In unterschiedlichen Gruppen träumten wir und stellten überrascht fest: Unsere Vision von Rauhreif e.V. ist doch recht ähnlich.
Alle Gruppen malten ein Haus mit offenen Türen, viel Kommen und Gehen. Ein Haus, das sichtbar ist und „mittendrin“. Ein Haus, das auf sicherem finanziellen Boden steht, ausgebaut wird und in dem viele Menschen Antworten finden.
Ein Haus mit Auto, so dass Hilfe und Unterstützung nicht nur an einen Ort gebunden ist.
Bereits 2021 haben wir unsere Vision als Text für die Abschlussveröffentlichung des Projekts „Wir vor Ort gegen sexualisierte Gewalt“ formuliert. Einen Ausschnitt können Sie hier lesen.
Wir begeben uns auf eine Zeitreise in das Jahr 2026.
Ein Teil unseres gewachsenen Teams sitzt in der neuen Küche der erweiterten Räumlichkeiten.
Draußen hört man Menschen kommen und gehen, das Telefon klingelt.
Im Schulungsraum schulen wir gerade Fachkräfte aus einem Kindergarten zum Thema Prävention von sexualisierter Gewalt.
Endlich können wir auch für Kindertageseinrichtungen flächendeckend Fortbildung und Prävention anbieten. In die konzeptionelle Arbeit sind viele Stunden Arbeit geflossen, die wir jetzt endlich in die Praxis tragen können. Die Rückmeldungen der Einrichtungen sind positiv. Betroffene Familien finden schneller und einfacher den Weg zu uns und in unsere Beratung.
Wir schulen seit einiger Zeit Fachkräfte in den Jugendhilfeeinrichtungen unserer Region, sowie Lehr- und Betreuungspersonal der Förderzentren, bilden diese zu Multiplikator*innen aus und statten sie so mit Material und Wissen für die eigene Präventionsarbeit aus.
Die Kraft, die wir in den Ausbau eines regionalen Netzwerkes gesteckt haben, zahlt sich aus. Die Jugendämter, Erziehungsberatungsstellen und wir arbeiten sehr vertrauensvoll und gut zusammen. Auf beiden Seiten hat sich noch mehr Handlungssicherheit in der Zusammenarbeit entwickelt
Unsere Beratungsstelle erreicht man nun jeden Werktag: Neben festen Telefonterminen bieten wir auch Videoberatung und nach wie vor Beratung in Präsenz an. Die Onlineberatung wird gut genutzt – ausgezahlt hat sich dabei unsere regelmäßigen Chatsprechstunden: Zeiten, in denen sich Menschen ohne Termin online bei uns melden können und direkt ihr Anliegen im Chat loswerden können.
An der Hochschule hier vor Ort bieten wir regelmäßige Sprechstunden auf dem Campus an und Präventionsveranstaltungen zum Thema sexualisierte Gewalt sind beständiger Teil des Semesters.
Wir sind dabei, uns mit der Unterstützung besonders vulnerabler Gruppen auseinanderzusetzen und Konzepte für die Arbeit mit Menschen mit Einschränkungen, sowie für die psychologische Begleitung geflüchteter Frauen sind in Arbeit. Ein Therapeut*innen-Netzwerk ist im Entstehen. Für aufsuchende Termine im Landkreis steht uns seit letztem Jahr ein Dienstauto zur Verfügung und ist rege im Einsatz. Durch Weiterbildungen in unserem Team können wir Supervision und kollegiale Beratung für externe Teams sowie psychosoziale Prozessbegleitung für betroffene Menschen anbieten. Zwei Kolleginnen haben sich auf die Beratung und Unterstützung von betroffenen Kindern spezialisiert.
Im kommenden Monat wird unsere Zweigstelle im Nachbarlandkreis offiziell eröffnet. Eigene Räume sind bereits gefunden und unser Team stattet diese gerade aus. Bewährte Bestandteile unserer Arbeit der letzten Jahre können für die neue Zweigstelle übernommen werden und wir sind dankbar, dass wir schon so viel erarbeitet haben. Trotzdem fühlen wir uns ein bisschen wie kurz vor einer Geburt — eine Zweigstelle mit eigenem Team — niemals hätten wir das noch vor vier Jahren für möglich gehalten!
Während wir noch gemeinsam in der Küche sitzen, sprechen wir auch über die letzten drei Jahrzehnte und den beständigen Kampf um eine sichere Finanzierung für die Beratungsstelle und unsere Präventionsarbeit. Wir sind dankbar für all das, was unsere Vorkämpfer*innen mit viel Engagement und Einsatz erreicht haben, für die bundesweite Vernetzung und unsere Netzwerke hier vor Ort.
Bisher ist all das leider nur unsere Vision.
Nach wie vor ist die sichere Finanzierung für uns ein beständiges Thema. Unser Jubiläumsjahr nehmen wir zum Anlass unsere Kraft und Energie zu investieren, unsere Arbeit in eine zukunftsträchtige, kostendeckende und sichere Finanzierung zu überführen. Wir bauen dabei auf die Unterstützung der kommunalen Entscheidungsträger, denn ohne die geht es nicht.
Unsere Vision ist es, all unsere Energie und unser Engagement in die fachliche Unterstützung von Betroffenen zu investieren, die Öffentlichkeit weiterhin zum Thema sexualisierte Gewalt aufzuklären und zu sensibilisieren und durch unsere ausgezeichnete Prävention „Schule mit Schutzkonzept“ Kinder zu stärken und zu schützen.
Das gelingt uns dann, wenn wir wissen, dass wir die Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und die Kosten die mit dem Betrieb einer Fachberatungsstelle einhergehen nicht mehr aus hauptsächlich eigenen Mitteln bestreiten müssen.